Donnerstag, 8. Mai 2008

Vierter Bericht aus Ecuador

¡Buenas Dias!

Ich hoffe euch geht es gut und ihr profitiert vom Frühling, der, wie ich gehört habe, auch in Deutschland endlich begonnen hat. Hier in Ecuador kann sich das Wetter nicht so richtig entscheiden. Es gibt sowieso nur die Jahreszeiten Sommer und Winter, allerdings sind diese seit Monaten relativ gemischt. Es gibt mal eine sommerlich heisse Woche und dann regnet es wieder jeden Tag und die Nächte durch. Das Wetter hier spielt verrückt, wie auf der ganzen Welt. Von den ganzen Überschwemmungen an der ecuadoriansichen Küste habt ihr aber sicherlich schon in den Nachrichten gehört...

Mit diesem Bericht geht auch die erste Halbzeit meines Frewilligen Sozialen Jahres vorbei! Die Zeit vergeht so schnell, Ende Februar waren es schon sechs Monate die ich hier in der Ferne verbringe und ein neues Land mit seiner Kultur und seinen Menschen kennen lerne... Letzte Woche ist schon der achte Monat zu Ende gegangen!!!

Ich werde versuchen, die letzten vier Monate in diesem Bericht zusammenzufassen. Auf einige Reisen werde ich euch mitnehmen, aber auch Erlebnisse auf der Arbeit oder mit meiner Gastfamilie dürfen nicht fehlen. Auch dieses Mal wünsche ich euch viel Freude beim Lesen und beim Anschauen der Fotos!

Euer Johannes

Von Karneval, Geburtstag und Meerschwein essen...

Ein interessantes Erlebnis war Karneval in Ecuador. Schon vor der eigentlichen Karnevalswoche wird hier viel mit Wasser rumgespritzt. Ganz getreu der Tradition wurden auch in meiner Strasse in Lumbisi wochenlang Passanten mit Wasser vollgespritzt oder mit Wasserbomben beworfen. Ein sehr eigenwürziger Brauch, der aber sehr verbreitet ist.

Wie ihr weiter unten noch lesen werdet, war ich über Karneval in Ambato, einer Stadt im Andenhochland, die bekannt ist für ihren Faschingsumzug. Der Umzug war schön und man konnte viele mit Blumen geschmückte Wägen bestaunen, auf denen wie bei den Fiestas de Quito verschiedene Reinas der Menge zuwinkten.

Leider blieben wir aber auch hier nicht von der Tradition verschont. Jedoch hat man hier in Ambato anstatt von Wasser einen frabigen Schaum auf alle Passanten gesprüht, der teilweise einen relativ komischen und künstlichen Duft hatte. Als Gruppe von Gringos waren wir natürlcih ein sehr beliebtes Ziel. Anfangs hat es Spas gemacht und wir haben ordentlich zurück gesprüht. Irgendwann wurde es dann allerdings zu viel und wir waren etwas genervt, das viele sich ein Vergnügen daraus machten, die Touristen zu besprühen! Mein helles T-Shirt war anschliessend an dieses Schaumschalcht bunt!!!

Anfang Februar haben neue Kurse in der Uni angefangen und so habe ich entschieden mal eine asiatische Kampfportart auszuprobieren. Die Wahl viel auf Kendo. Einige Male habe ich den Kurs besucht und es war faszienierend mal einen Einblick zu erlangen, allerding bin ich aus Zeitmangel leider nicht lange dabei geblieben.

Meinen Geburtstag habe ich am Tag selbst mit meiner Gastfamilie gefeiert. Wie bei einer typischen ecuadorianischen Geburtstagsfeier kam am Spätnachmittag die Familie zu uns ins Haus. Es gab Reis mit Hühnchen für alle und man hat sich ein bisschen unterhalten. Anschliessend gab es dann den Gebrutstagskuchen. Meine Gastmutter hat mir einen Kuchen gebacken. Das war das erste Mal seitdem ich hier bin, dass sie einen Kuchen gebacken hat! Er war sehr lecker und ich habe mich gefreut! Natürlich musste auch ich – wie hier üblich – ein Stück vom Kuchen abbeissen, während meine Gastschwester mich in den Kuchen geschubst hat. Das ist ihr auch gut gelungen: Mund und Nase waren danach voller Creme!

Mit den anderen Freiwilligen bin ich am folgenden Freitag dann noch zum Feiern nach Quito ausgegangen...

Endlich hatte ich auch die Möglichkeit Cuy (Meerschweinchen) zu probieren! Am 4. April war der Geburtstag von der Tochter einer Schwester meines Gastvaters und so waren wir zu ihrer Feier eingeladen. Die Grossmutter hat einige Meerschweinchen, von denen sie einige für das Geburtstagsessen geschlachetet und gebraten hat. Dadurch war das Fleisch ganz frisch! Jetzt werdet ihr euch sicherlich fragen, wie Meerschweinchen schmeckt. Man hatte mir vorher immer gesagt, das Fleisch schmecke wie Hühnchen. Aber ich finde, dass es wesentlich feiner und leckerer isst. Und an der hinteren Hälfte des Meerschweins ist auch relativ viel von dem köstlcihen Fleich dran! Also passt gut auf eure Meerschweine auf, damit ich sie nicht in die Pfanne schmeiss, wenn ich wieder komme. Nein, keine Angst – ist nur ein Scherz!

Das Cuy war also eine kulinarische Entdeckung, denn im Allgemeinen kann ich langsam kein ecuadorianisches Essen mehr sehen. Zurück in Deutschland werde ich wohl ein halbes Jahr kein Reis und kein Hühnchen mehr essen. Das Essen hier besteht nämlich fast immer aus Reis mit einem Stück Hühnchen oder Rind sowie Salat oder Bohnen... Da träumt man dann so manches Mal unter den Freiwilligen von einem schönen deftigen Braten mit viel leckerer Sosse! J Andererseits were ich aber die Fruchtsäfte vermissen, die es jeden morgen frisch zubereitet zum Frühstück gibt...

Ansonsten habe ich mich endlich entschieden, mein Zimmer zu streichen. Ich hatte genug von meinem rosafarbenden Wänden und so habe ich beide gelb gestrichen. Da fühle ich mich schon mehr zu Hause mit zwei blauen und zwei gelben Wänden...

Mit meiner Gastfamilie verstehe ich mich nach wie vor sehr gut und ich weiss jetzt schon, dass ich sie vermissen werde!

Bald ist die Schule zu Ende, worauf sich mein Gastbruder schon freut. Allerdings muss er im nächsten Schuljahr zu einer Oberschule des Militär gehen, wo er Disziplin lernen soll! Davon ist er natürlich nicht ganz so begeistert...

Ich hoffe, dass ich noch das Baby meiner Gastschwester sehen kann, bevor ich Ecuador verlasse. Sie ist nämlich im sechsten Monat schwanger und das Neugeborene dürfte so Ende Juli/ Anfang August das Licht der Welt erblicken. Ihren Freund habe ich noch nie geshen, auch wenn sie schon seit drei Jahren zusammen sind. Heiraten wollen sie aber noch nicht. Im Moment stricken jedenfalls meine Gastschwester und Gastmutter fleissig Jäckchen, Schühchen etc.

Meine Gasteltern sind beide im Moment relativ gestresst, da mein Gastvater Oswaldo im Januar Präsident der Kommssion geworden ist, die das grosse viertägige Stadtfest im August organisiert. Fast jede Woche gibt es mindestens eine Versammlung bei uns zu Hause, wo dann alle Kommissionsmitglieder kommen und über Verschiedenes diskutieren. Und auch sonst ist Oswaldo ständig für die Kommission unterwegs... Um die „Fiestas de Lumbsisi“ im August zu finanzieren, planen sie beispielsweise einige Veranstaltungen mit bekannten, ecuadorianischen Musikgruppen. Aus dem Verkauf von Essen und Eintrittskarten soll dann ein Gewinn entstehen...

Fotos aus dem Monat Januar 2008:



Arbeit – Vom Colegio in den Garten und ins Krankenhaus

Nach meiner Rückkehr aus Québec Mitte Januar hat mich der Alltag schnell wieder eingeholt. Zunächst habe ich weiterhin im Colegio Englisch unterrichtet, wobei mir die Arbeit dort immer weniger Spass gemacht hat. Es ist halt etwas langweilig, jede Woche den gleichen Stoff zu behandeln, da die Schüler über das Wocheende einfach alles wieder vergessen!

Für etwas Abwechslung hat nur der 27. Februar gesorgt. An diesem Tag findet im ganzen Land der „Schwur auf die Fahne“ („Dia del Juramento a la Bandera“)statt – ein sehr patriotischer Feiertag in allen Bildungeinrichtungen. Schon einen Tag davor haben wir wieder einmal in der brennenden Sonne das Marschieren geübt, damit am Tag selbst auch nichts schief geht. Am 27. Februar sind dann beide Schulen und die Grundschule von Lumbisi unter den Augen der Bewohner durch das Dorf marschiert. Anschliessend sind alle Schüler auf den Schulhof einmarschiert. Die Abschlussklasse musste dann einen Text aufsagen, in dem sie ihre Treue zum Vaterland beschwört, und anschliessend jeder einzeln hervormarschieren und die ecuadorianische Flagge küssen. Sehr patriotisch!!!

So habe ich dann relativ bald entschieden, nur noch zwei Tage in die Schule zu gehen und die zwei nun freien Tage im FEVI Garten zu verbringen. Schon im Dezember 2007 hatte ich mich einige Male mit einem Agraringenieur aus Lumbisi getroffen, der gerne mit der Stiftung FEVI kooperieren wollte. Kurz vor meiner Reise haben wir dann ein Projektprofil entworfen und ein unbenutztes Grundstück der Gemeinde besichtigt. So ist das Projekt des gemeinnützigen FEVI Gartens entstanden...

Im Januar ist dann Florian, ein neuer Freiwilliger aus Deutschland, angekommen und arbeitet fünf Tage die Woche im Garten. Im Laufe der Zeit haben sich dann mehr und mehr Frewillige für das Projekt interessiert und so sind nun an kaum einem Tag der Woche weniger als drei Freiwillige im Garten.

Die Idee des Gartens ist einfach: Wir wollen einen Raum schaffen, wo ökolgisch Gemüse und Obst angebaut wird, das dann im Kindergarten und im Altenzentrum der Stiftung verarbeitet wird. Zudem soll der Garten ein Ort sein, wo sich Kinder und Jugendliche im Rahmen von Unterrichtstreffen mit der Umwelt und den Möglichkeiten, diese zu schützen, auseinandersetzen. Gerade hier ist dieser letzte Punkt sehr wichtig, da die Menschen es hgier gewohnt sind, ihren Müll einfach in die Natur zu werfen – egal ob Plastik, Metall oder Papier!

Seit Januar hat sich der Garten unheimlich verwandelt. Am Anfang war das Grundstück nur Brachland mit viel Unkraut und einer ollen Hütte darauf. Inzwischen haben wir Beete und Wege angelegt, den Schuppen gestrichen, ein Gewächshaus mit Bewässerungssystem gebaut, Komposte konstuiert, Bäume, Blumen und Gemüse gepflanzt etc. Ein Fortschritt ist deutlich sichtbar, was mir viel Freude bereitet nach der Arbeit in der Schule! Und im Juni wird sogar ein Artikel über den Garten, für den man mich letzte Woche interviewt hat, in einer Lokalzeitschrift erscheinen...

Von Zeit zu Zeit, wenn es nichts im Garten zu tun gibt, beteiligen wir uns ausserdem an der Planung und Realisierung eines ökologischen Parkes in Lumbisi. Das Gelände des Parkes ist landschaftlich recht schön allerdings ist noch sehr viel Arbeit zu machen, bevor man das Gelände als Park erkennt! Inzwischen gibt es allerdings schon einige Hüten, eine Laufbahn und einen Weg. Zum „Tag der Erde“ am 21. April sind wir Frewilligen mit der ganzen Grundschule zum Ökologischen Park gegangen und haben etwas 300 Bäume gepflanzt. Es war relativ chaotisch, aber ich bin gerne mit Kindern zusammen!

Jeden Donnerstag arbeite ich bis heute im FEVI Büro. Noch immer macht mir die Arbeit dort Spass, zumal sie recht abwechslungsreich ist. Im Februar und März haben wir sehr viel Zeit für die Erstellung des ersten FEVI Newsletters verwendet! Ich finde, das sich das Produkt sehen lassen kann. Wenn ihr Lust habt ein wenig darin zu stöbern und einen Artikel von mir zu lesen, dann klickt hier.

Einige Male habe ich im Januar auch die Einführung von neuen Frewilligen übernommen und ihnen die Umgebung gezeigt, Ratschläge gegeben, Fragen beantwortet und eine kurze Tour durch Quito gemacht. So lernte ich die „Neuen“ als einer der ersten ein wenig kennen!

Neben dem Newsletter und der Begrüssung neuer Freiwilliger haben wir auch versucht Werbung für die Austauschprogramme zu machen. Denn ab diesem Herbst könnte auch FEVI Freiwillige nach Europa verschicken. Leider hat sich das allerdings als relativ schwierig herausgestellt, da hier kaum einer die Programmgebühren zahlen kann. Ein wenig positiver waren unsere Erfahrungen mit dem von der Europäischen Union finanzierten Programm. Dort hatten wir zumindest mehrere Interessierte, von denen sich letzlich zwei Beworben haben. Da wir nur einen Platz haben, wurden beide zu Interviews eingeladen. Ich bin Mitglied der Auswahlkommission und so durfte ich dieses Mal auf der anderen Seite des Interviewtischs sitzen und fragen stellen! Eine neue Erfahrung... J

Ende März hatte ich dann endgültig genug von der Schule und habe ganz mit der Arbeit dort aufgehört. Anstelle der zwei Tage in der Schule bin ich seitdem im Kinderkrankenhaus „Baca Ortiz“ in Quito. Dort mache ich mit anderen Freiwilligen zusammen mehr oder weniger Sozialarbeit, das heisst wir gehen auf alle Stationen und verteilen dort Windeln und Aufkleber sowie Malzeug, wobei die Kinder sich natürlich über letztere wesentlich mehr freuen. Teil der Arbeit ist es auch, sich ein wenig mit den den Müttern und den Kindern zu beschäftigen und sie für einen Augenblick auf andere Gedanken zu bringen.

In das Krankenhaus kommen Patienten aus dem ganzen Land und auch ziemlich viele Familien mit niedrigem Einkommen. Viele Mütter aus entlegenen Regionen sitzen dann an den Betten ihrer Kinder und können sich manchmal noch nicht einmal ein Mittagessen leisten. Natürlich bekommen die kleinen Patienten etwas zu essen, die Mütter allerdings nicht. Aus diesem Grund verteilt die Organisation, für die wir im Krnakenhaus arbeiten, auch von Zeit zu Zeit Mittagessen. Allerdings bin ich froh, dass ich dieses bisher noch nicht verteilen musste, denn aus Erzählungen weiss ich, dass das ein Horror ist. Pro Station gibt es nämlich nur ca. 5 Mittagessen, also lange nciht genug. Die Freiwilligen müssen dann auswählen, wer am ärmsten ist und wer ein Mittagessen bekommt!

Generell ist das Karnakenhaus weit von europäischem Standard entfernt. Dieser ist nur für Leute mit Geld in privaten Krankenhäusern zugänglich.

Fotos aus dem Monat Februar:


Reisen in Ecuador IV – Sierra & Costa:

In der vergangen vier Monaten bin ich relativ viel gereist, auch wenn es zunächst ziemlich ruhig begonnen hat.Von Zielen an der ecuadorianischen Küste über Orte in der Umgebung von Quito bis in die südliche Sierra ist alles vertreten...

Zunächst war aber Ende Januar das „Midterm Camp“ – ein Auswertungsseminar nach der ersten Hälfte des FSJ. Dazu sind alle Freiwilligen für drei Tage nach Guayllabamaba gefahren. Die auf etwa 1800m gelegene, weitläufige Ortschaft liegt in einem - verglichen mit der Landschaft auf dem Weg - oasenhaften Tal.

Im Tal von Guayllabamba wächst eine sehr leckere Frucht, die Chirimoya genannt wird. Essbar ist nur das innere Weisse, nachdem die weiche Hülle in zwei Hälften aufgebrochen wurde. Die grossen, dunklen Kerne spuckt man einfach aus. Das Fruchtfleich schmeckt süss, wie eine Mischung aus Banane und Birne!

Attraktion von Guayllabamba ist der Zoologische Garten. Auf einem 4ha grossen Gelände werden Besuchern etwa vierzig verschiedene Tierarten vorgestellt. Darunter Galapagos-Schildkröten, Brillenbären, Pumas, Jaguare, Königsgeier und Kondore. Natürlich bestand der Hauptteil diser Reise aus Diskussionen, Reflektionen und Gruppen-diskussionen, aber auch ein bischen Freizeit hatten wir, um u.a. den Zoo zu besuchen.

Die Ferientage rund um die Karnevalszeit habe ich genutzt, um mit einem Freund in den Süden von Ecuador nach Cuenca zu fahren. Auf dem Weg haben wir noch in Ambato Halt gemacht, wo wir einen Faschingsumzug und alles, das dazugehört, erlebt haben...

Ambato, die 2570m hoch gelegene Hauotstadt der Provienz Tungurahua, ist wegen ihrer Obstplantagen in der Umgebung bekannt, die nach den Regenmonaten in allen Farben, Formen und Düften heranreifen. Vom Obstanbau einmal abgesehen, ist Ambato auch ein Zentrum des Karosseriebaus.

Schon seit Urzeiten waren die Uferbereiche des Rio Ambato besiedelt. Die ersten Bewoihner der einstmals als Cashapamba bezeichneten Region waren Indigenas, die von den Inkas aus dem Süden erobert wurden. Diese bauten Cashapamba zu eine m Tambo aus, einer Raststätte auf der innerandinen Inkastrasse von Tomebamba (Cuenca) nach Quito.Erst nach der Wiedergründung durch die Spanier im Jahre 1535 erlangte Ambato eine gewisse Bedeutung als Handelsknotenpunkt.

Von der kolonialen Architektur ist heute jedoch nur noch wenig in Ambato zu sehen. Das erste katastrophale Erdbeben in der Region wurde im Jahre 1698 registiert, das letzte 1949, als die Stadt von einer Minute zur anderen wie ein Kartenhaus in sich zusammenfiel.

Der Ort an sich hat also nicht viele interessante Attraktionen zu bieten. Der Grund, weshalb wir dennoch hier einen Zwischenstopp eingelegt haben, ist der grosse Karnevalsumzug, der alljährlich stattfindet und Besucherströme aus allen Landesteilen anzieht. Auch wenn der Umzug w¨hrend der Fiestas de Quito doch relativ ähnlich war, so waren die mit vielen Blumen geschmückten Wägen doch sehr schön anzusehen. Und auch die Tänze und Kostüme haben mir gut gefallen...

Anschliessend sind wir direkt nach Cuenca weitergefahren. Die ca. 10 Stunden südlich von Quito gelegene Stadt ist wahrscheinlich die liebenswürdigste Stadt im Andenhochland! Die Kulturmetropole hat sehr viel Provinzcharme und hat mir sehr gut gefallen...

In den engen Pflastersteinstrassen der Altstadt mit ihren noblen Fassaden, den gedrechselten Balustraden, schmiedeeisernen Balkönchen und frisch gestrichenen Kirchenportalen scheint die Zeit auf nostalgische Weise stehengeblieben zu sein. Lediglich die vielen Autos weisen auf das 21. Jh. hin. Insgesamt ist Cuenca eine sehenwerte Stadt, die schöne Parks und Museen besitzt.

Das moderne Cuenca und die Altstadt werden von einem Fluss getrennt. Koloniale und republikanische Fassaden stehen breiten Avenidas, Universitätsgebäuden und einem Stadion gegenüber.

Cuenca ist auch als Tomebamba bekannt, der Name den die Inka der Stadt gaben. Tomebamba war Ausgangspunkt der innerandinen Inka-Strasse nach Quito. An einigen Stellen der Stadt kann man daher noch heute einige Reste der einstigen Inka-Kultur finden.

Etwas weiter nördlich von Cuenca kann man weitere alte Inka-Ruinen besichtigen. Die Ingapirca genannte archäologische Stätte befindet sich auf einigen Hügeln im Andenhochland. Die Baukunst der Inka lässt sich erahnen und ist beeindruckend. Trotzdem Ingapirca natürlich nicht mit der Inka-Stadt Machu-Pichu zu vergleichen ist, so ist es doch ein guter Vorgeschmack auf diese!

Nach zwei Zielen in der Sierra, dem Andenhochland, habe ich mich entschieden, mit vielen anderen Freiwilligen zu Ostern an die südlcihe Pazifikküste Ecuadors zu fahren. Aufgrund der langanhaltenden Regenfälle waren die Strassen sehr schlecht und wir haben ganze 14 Stunden im Bus verbracht, bevor wir endlich einen Fuss auf den Strand von Montañita setzen konnten.

In Montañita trifft man auf scharenweise Touristen aus ganz Lateinamerika, Europa und der gesamten Welt. Unsere Herberge war direkt am Strand gelegen und so haben wir den ganzen Tag am Strand verbacht, bevor wir Abends zum Feiern losgezogen sind. Der Strand selbst ist zwar sehr voll, aber doch sehr schön. Der Sand ist fein und zumindest in den Morgenstunden nach der Flut kann man Muscheln etc. Finden. Nicht umsonst ist Montañita zudem ein Surferparadies – die Wellen sind zu jeder Tageszeit perfekt und es macht Spass sich in sie zu werfen, um ein wenig Abkühlung von der Hitze zu erlangen. Natürlcih habei ich es mir wie viele andere unserer Gruppe nicht entgehenlassen, einen Anfängersurfkurs zu machen. Wellensurfen sieht einfach aus, die Theorie allerdings in die Tat umzustezen, ist eine ganz andere Sache. Mehr als eine halbe Sekjunde hat es keiner von uns geschafft, auf dem Brett zu stehen!

Montañita war ein toller Urlaub zum Relaxen. Auch wenn wir ausser dem Strand und den Diskos nicht viel gesehen haben, so hat es doch Spass gemacht!

Fotos aus dem Monat März:


Auch die nächste Reise Mitte April hat mich an die Küste von Ecuador geführt. Dieses Mal allerdings im Norden in Tonsupa/ Atacames und nicht zum Ausruhen, sondern viel mehr als Repräsentant der Stiftung FEVI. Zusammen mit der FEVI Präsidentin habe ich vier Tage lang eine Gruppe von Schülern und deren Eltern aus Utah, Vereinigte Staaten, begleitet. Die Arbeitstage waren ziemlich lang, da ständig irgendetwas fehlte, zu organisieren war und ich zudem das Budget im Auge behalten musste. Um wenigstens einmal ins Meer gehen zu können, musste ich um 6 Uhr morgens aufstehen! Nichtsdestotrotz war die Fahrt sehr interessant und hat viel Spass gemacht!

Auch dieses Mal haben wir in den Cabañas von FEVI gewohnt. Im Zweiten Bericht aus Ecuador habe ich bereits das wichtigste über Tonsupa geschrieben. Daher möchte ich dieses Mal nur kurz etwas über unseren Aktivitäten erzählen.

Die Gruppe aus Utah ist gekommen, da sie Frewilligenarbeit machen wollten und so haben wir auch das Programm konzipiert. Wir sind in eine sehr ärmliche kleine Gemeinde in der Nähe von Tonsupa gefahren, wovon es Dutzende an der Küste gibt. Die Menschen dort haben kaum Geld und so leben auf engstem Raum (meist ein Zimmer) Grossfamilien zusammen. Ein Bad hat niemand dort. Da die Mütter ihre Kinder von irgendetwas ernähren müssen, ist Prostitution in dieser Region leider sehr weit verbreitet...

Die meiste Zeit hat meine Gruppe damit verbracht, eine tiefes Loch auszuheben, das als Kloake für eine Toilette dienen sollte. Da der Boden an der Küste sehr reich an Lehm ist, war dies keine einfache Aufgabe. Ausserdem haben wir den Lebensraum einer Familie verdoppelt, das heisst wir haben ihr ca. 4m2 grosses Haus um ein ebenso grosse Küche ergänzt. Die andere Gruppe hat mit der Präsidentin vor allem mit den Kindern gespielt und gemalt sowie die zahleichen mitgebrachten Spenden (z.B. Anziehsachen, Hygieneartikel, Speilsachen etc.) verteilt. Auch eine Frisörin war darunter, die vielen die Haare geschnitten hat. Niemand aus dem Dorf war jemals bei einem richtigen Frisör und so haebn sie sich mit ihrem neuen Haarschnitt natürlich unheimlich toll gefühlt!

Auf dem Hin- und Rückweg nach Tonsupa haben wir zwei Ortschaften besichtigt. Der Stopp vom Hinweg war in Mindo. Über den Ort selbst habe ich schon einiges im Dritten Bericht aus Ecuador geschrieben. Dieses Mal wurde mein letzter Aufenthalt in Mindo aber perfekt durch einen Besuch des Schmetterlingshauses ergänzt. Ein etwas grösseres Gewächshaus ist gefüllt mit Schmetterlingen unterschiedlichsten Aussehens. Wenn man ein wenig Fingerspitzengefühl beweist, kann man die Schmetterlinge sogar auf den Finger nehmen!!! Auf dem Rückweg wiederum sind wir eine Finka in Puerto-Quito besuchen gegangen. Puerto-Quito liegt an der Grenze zum Andenhochland, zeichnet sich aber noch immer durch Hitze, Luftfeuchtigkeit und subtropischen Regenwald aus. In der Finka haben wir vom Drachenbaum, die Insulin-Pflanze, über Kaffee und Kakao bis hin zu Anis und anderen Gewürzen eine sehr interessante Flora bestaunen können. Sogar ein wenig Schokolade, die aus den vor Ort wachsenden Kakaobohnen hergestellt war, konnten wir probieren. Sehr lecker!

Ende April habe ich dann spontan mit einigen anderen Frewilligen eine eintägige Tour zum Vulkan Cotopaxi unternommen. Der 5897m hohe Cotopaxi ist der höchste frei stehende Vulkankegel der Erde. Aus dem Quichua übersetzt bedeutet das unterschiedlich interpretierte Wort etwa „sanfter Nacken des Mondes“. Bis zum Refugium auf etwa 4800m sind wir aufgestiegen und haben dort Mittag gegessen. Da der Schnee sehr matschig war und wir kein geeignetes Schuhwerk anhatten, sind wir nur etwa hundert Meter weiter aufgestiegen, so dass wir wenigstens einen Blick auf die ersten Gletscher erhaschen konnten. Der Aufstieg vom Refugium bis zum Kraterrand dauert etwa 6 Stunden.

Den ganzen Tag hatten wir leider nicht so ein Glück mit dem Wetter: es hat genieselt und war relativ kühl. Entsprechend war die Sicht auf den Vulkan nicht perfekt. Nur für einige kurze Augenblicke haben sich die Wolken ein wenig gelichtet und den Weg für ein Foto frei gemacht. Viel Vergnügen hatten wir auch, den Vulkan mit dem Fahrrad runterzufahren. Schon nach einem kurzen Sprint am Refugium war ich ausser Atem, da der Sauerstoff in dieser Höhe einfach zu knapp ist. Da es auf dem Fahrrad aber nur bergab ging, war dies kein Problem und nach einer Stunde sind wir an einer schönen Lagune auf einer Hochebene (3800m) angekommen.

Die Flora im ganzen Nationalpark Cotopaxi ist überall ähnlich kahl. Es gibt kaum Bäume auf dieser Höhe sondern nur sehr widerspenstige Gräser. Um so höher man kommt, um so mehr nimmt die Vegetation ab und kurz vor dem Refugium findet man nur noch Vulkangestein. Was die Fauna anbetrifft ist diese ein wenig abwechslungsreicher. Es gibt wilde Pferde, Stiere und Lama, die auf der Hochebene grasen...

Erst kürzlich bin ich dann schliesslich mit zwei anderen Frewilligen nach Riobamba gefahren. Die Stadt ist ca 4 Stunden südlcih von Quito und liegt auf 2750m Höhe. In der Vergangenheit war die Stadt relativ wichtig und war sogar während etwas mehr als zwei Jahrzehnten Landeshauptstadt. Nachdem sie jedoch ähnlich wie Ambato durch einen verheerenden Vulkanausbruch komplett zerstört wurde, hat sich ihre Rolle auf ein Agrikulturzentrum reduziert. In der Stadt selbst gibt es ausser ein paar schönen Parks, von denen aus man bei guter Sicht alle Vulkane der Umgebung sehen kann, kaum etwas zu besichtigen. Die wichtigsten Exponate des zuvor sehenwertesten Museums der Stadt wurden letztes Jahr gestohlen und so ist auc hdieses geschlossen. Nichtsdestotrotz bieten die Märkte der Stadt einige schöne Fotomotive, da in dieser Andenregion viel Indigenas noch in ihren traditionellen Kostümen gekleidet sind.

Am Sonntag sind wir dann mit dem Zug gefahren, für den die Stadt bekannt ist. Leider fährt dieser aber zur Zeit nicht mehr in Riobamba ab, weil Erdrutsche die Gleise beschädigt haben. So kann man erst nach einer 1 ½-stündigen Busfahrt in Alausi in den Zug umsteigen. Mit diesem fährt man dann die angeblich wichtigste Teilstrecke, die „Narriz del Diablo“ ab. Die Teufelsnase ist eine fast senkrechte Steilwand, in die man einen Weg für die Schienen gesprengt hat. Der Zug kann nun den Höhenunterschied überwinden, indem er in einem Zick-zack-Kurs vor und zurück fährt. An dieser Stelle sind während des Baus der einstmals schwierigsten Eisenbahn der Welt, die Küste und Hochland verbinden sollte, zahlreiche Gleisarbeiter ums Leben gekommen. Landschaftlich ist die Strecke sehr schön...

Fotos aus dem Monat April:



Jetzt seit ihr auch schon wieder am Ende des sehr langen Vierten Berichts aus Ecuador angekommen. Ich hoffe, auch diese Mal konnte ich euch wieder an einigen interessantne Erlebnissen hier in Ecuador teilhaben lassen.

Die noch verbleibenden dreieinhalb Monate werde ich noch geniessen, bevor ich dann wieder in die Heimat zurückkomme. Das Leben hier in Ecuador ist aufregend, spannend und interessant, allerdings freue ich mich auch schon wieder auf einige Aspekte des Lebens in Deutschland...

Ganz herzlich grüsse ich euch aus Quito!
Bis bald,

Euer Johannes